Seit dem ich weiß, dass ich an einer Depression erkrankt bin, erscheinen mir viele Erinnerungen in einem völlig neuen Licht. Da kann man schon mal sauer werden.
Streit und Trennungen, Überforderungen und Kämpfe, Hochgefühle und Abstürze… vorher hätte ich zu den ununterbrochenen Aneinanderreihungen von größeren und kleineren Dramen einfach „Lebensweg“ gesagt. Schließlich hat jeder sein Päckchen zu tragen und für viele Erfahrungen bin ich grundsätzlich auch dankbar.
Aber hätte das wirklich sein müssen? 30 Jahre Gefühlswelt mit Schleudertrauma, drei Ehen, drei Neuanfänge, eine Insolvenz und unzählige Nächte der Selbstzerfleischung? Bis Psyche und Körper in stiller Übereinkunft den Dienst nieder legten?
Und dann gekrönt von der Frage: wie hätte mein Leben wohl ausgesehen, wenn ich „normal“ gewesen wäre?
Ein sinnloses Gedankenkarussel beginnt und am Ende bleibt nur nur übrig, zu akzeptieren, dass es nunmal so gewesen ist. Und mit diesem Erfahrungsschatz kann ich weitermachen, besser als vorher.