Zu Beginn meiner Erkrankung habe ich mich kräftezehrend bemüht dem Versuch hingegeben, meinen Mitmenschen meine Symptome zu erklären und als Zeichen des Nicht-Aufgebens folgten dabei auch Laune-Highlights wie: „ich mache aber jetzt auch Yoga (5x im Monat) und meditiere (immer wenn ich es mit mir und meinem Kopf gar nicht mehr aushalte) und Walken gehe ich auch (damals bis zum Erbrechen, allerdings fehlt gänzlich der Endorphin-Hype)…“ Zu der Zeit war ich noch stationär in einer Klinik zur Therapie und konnte meine Beschäftigungen ohne Pflichterfüllungs-Alltagsdruck ganz auf mich abstimmen. Spazieren, nicht kochen, singen, zu mir kommen, sofern das in dem Stadion geht.
In einem Telefonat fiel es mir besonders schwer in Worte zu fassen, was in mir vorgeht und so zog ich eine Erklärung hinter der nächsten her. Am Ende sagte meine Freundin nur: „Also brauchst Du grad einfach mentale Schonkost.“
Genau. Wenn ich es am Magen habe, dann achte ich darauf, was ich esse. Und ich hab`s eben am Kopf.
Mentale Schonkost ist mittlerweile für mich:
Einkaufen mit Zettel, Kochen mit Timer, Erziehung auf Standby setzten, „so Isses“-Haltung statt Entschuldigungen, anrufen lassen statt sich zu melden, Autofahren im Rentnermodus, Buch statt Fernsehen und dann auch Liebesroman statt Krimi, Angefangenes auch mal nicht zum Ende bringen, einfach mal was nicht auf die Kette kriegen… und verstehen lernen, dass ich erkrankt bin.
Machen wir uns nichts vor, so leicht geht das alles nicht, aber es ist ein Anfang. Ein Start zu einer Sichtweise auf die Erkrankung, die auch ein Aufstehen zulässt. Manchmal nur kurz und manchmal mit echtem „F*** Dich-Depri“- Gefühl. Egal, alles ist besser als aushalten und ich glaube, wir haben mehr Einfluss auf die Depression, als wir zunächst verstehen.